Landtechnischer Unternehmertag in Luzern


29.01.25 - Am 16. Januar 2025 fand die gelungene Premiere des Landtechnischen Unternehmertags von Agrotec Suisse im Konzert- und Kongresszentrum Luzern (KKL) statt.



Am 16. Januar 2025 fand im Konzert- und Kongresszentrum Luzern (KKL) der Landtechnische Unternehmertag von Agrotec Suisse statt. Über 200 Gäste verfolgten interessante Vorträge hochkarätiger Referenten und die spannende Podiumsdiskussion. Der Höhepunkt des Anlasses war die Verleihung des Agrotec Suisse Unternehmerpreises an die Firma Heldstab AG aus Davos.  

Werner Berger, Vorstandsmitglied Agrotec Suisse und Leiter des Ressorts Wirtschaft und Kommunikation, durfte über 200 Gäste im KKL Luzern begrüssen. Ein spezielles Willkommen ging an die anwesenden Vorstandsmitglieder des französischen Schwesterverbandes SEDIMA und an unseren Weltmeister Cedric Lang. In seiner Begrüssungsrede rief Werner Berger die Idee hinter dem Unternehmertag in Erinnerung: Er soll den Unternehmerinnen und Unternehmern der Branche eine Plattform bieten, um sich zu vernetzen, auszutauschen und gemeinsam Lösungen für die Herausforderungen der Zukunft zu finden. Und vor allem soll er die Menschen in den Mittelpunkt rücken, welche mit Engagement und Weitsicht die Landtechnik in der Schweiz prägen.

Der Strukturwandel in der Landtechnik ist voll im Gang
Stefan Blankenhagen, Vertriebsleiter International Sales Western Europe bei John Deere, beleuchtete in seiner Keynote, wie sich gesellschaftliche, politische und technologische Entwicklungen auf die Akteure der Landtechnikindustrie und deren Vertriebs- und Service-Organisationen auswirken. Die Technologie wird komplexer, autonome Maschinen müssen 24/7 unterstützt werden und die Kunden benötigen mehr Beratung und Support, um die vorhandene Hochtechnologie richtig nutzen zu können. Die vernetzte Maschinenüberwachung verändert die Aufgabenverteilung zwischen Herstellern und Händlern, und massiv verkürzte Produktlebenszyklen wirken sich auf Investitionsplanung und Finanzierung aus. In der Zukunft wird es laut Stefan Blankenhagen noch wichtiger, dass sich die Betriebe auf Kennzahlen stützen und in den Bereichen Service und Support Gewinne erwirtschaften. Der «Gratis-Kollegendienst» erweist sich in diesem Umfeld als tödliche Falle.

Die Geschäftsnachfolge richtig planen
In seinem Fachreferat «Wie sieht eine erfolgreiche Geschäftsnachfolge aus?» zeigte Arthur Erni vom Beratungsunternehmen Balmer-Etienne AG wichtige Aspekte der Nachfolgeplanung im KMU auf. Diese gleicht – nach seinen Worten – eher einem Marathon als einem Sprint und enthält auch zahlreiche psychologische Fallstricke. Laut Studien hat rund ein Drittel der abgebenden Unternehmer grosse Mühe, loszulassen. Und über 40 Prozent der Nachfolger fühlen sich nach der Übernahme verpflichtet, Vorstellungen des Vorgängers weiter einzuhalten. Die Lösungssuche für die Nachfolge muss laut dem Spezialisten mindestens fünf Jahre vor der Übergabe beginnen und es empfiehlt sich unbedingt, externe Spezialisten beizuziehen.

Wie kann man seine Attraktivität als Arbeitgeber steigern?
Jean-Daniel Roth von Workforce Research gab in diesem Workshop Impulse für die Rekrutierung von Fachkräften und zeigte auf, was junge Arbeitnehmende heute von KMU erwarten. Aus seiner Präsentation wurde klar ersichtlich, warum Firmen heute mit einem Arbeitsmarkt konfrontiert sind, auf dem Arbeitnehmende eine starke Verhandlungsposition haben und eigene Prioritäten setzen können. Gemäss einer 2022 durchgeführten Umfrage sind jungen KMU-Fachkräfte ein gutes Vertrauensverhältnis zu den Vorgesetzten, eine sinnhafte Tätigkeit und eine offene Kommunikation besonders wichtig. Je jünger die Arbeitskräfte sind, desto stärker werden gute Beziehungen zu Kollegen und flexible Arbeitszeiten gewichtet. Mit einem nachhaltigen Employer Branding können Betriebe ihre Kultur und ihre Werte vermitteln und eine prägnante Arbeitgeber-Marke schaffen. Besonders wichtig ist in diesem Zusammenhang die attraktive Darstellung des Teams auf der Website und in den Social-Media-Kanälen.

Die Emil Frey AG als neuer Player im Agrarsektor
Den Auftakt des Nachmittagsprogramms bildete die Keynote von Gerhard Schürmann, Vorsitzender der Geschäftsleitung der Emil Frey Gruppe. Er erklärte dem Gremium, warum der Vertrieb von Landtechnik auch für sein Unternehmen interessant ist. Die Emil Frey Gruppe ist der mit Abstand grösste Automobilhändler Europas und setzte 2023 rund 17 Milliarden Euro um. Sie ist seit 1971 als Importeurin und Verkäuferin von Personenwagen auf dem französischen Markt präsent und dort im Jahr 2023 auch in die Landtechnik eingestiegen. Mit einem Marktvolumen von 9,1 Mia. Euro ist Frankreich der drittgrösste Traktorenmarkt Europas. Der Einstieg erfolgte durch die Übernahme der Landtechnik-Unternehmen Bretagri (Case) und der Groupe Gabagri, zu welcher die Firmen Gabillet (New Holland), Mac (New Holland), TerrInov (Case) sowie Kertrucks (Industrie-Fz.) gehören. Die Firmen sind in der Bretagne und vereinzelt in der angrenzenden Region Pays-de-la-Loire tätig. Die Emil Frey Gruppe ist vom Potential des französischen Landtechnik-Marktes überzeugt und peilt durch weitere Übernahmen eine Verdoppelung des Umsatzes bis Ende 2025 an.

Experten-Diskussion auf dem Podium
An der anschliessenden Podiumsdiskussion nahmen neben Gerhard Schürmann und Stephan Blankenhagen von John Deere auch Markus Angst, CEO der GVS Gruppe und Hansruedi Schär, Landtechnik-Unternehmer und Präsident der technischen Kommission sowie Mitglied des Vorstands Agrotec Suisse teil. Diskutiert wurden unter anderem die Diskrepanz zwischen den digitalen Technologievisionen der grossen Hersteller und den Realitäten des klein strukturierten Schweizer Agrartechnikmarktes. Einigkeit herrschte zwischen den Teilnehmenden darüber, dass die hoch qualitativen Leistungen der Landtechnikunternehmen in Zukunft viel konsequenter an die Kunden weiterverrechnet werden müssen. Gerhard Schürmann wies in diesem Zusammenhang darauf hin, dass die Emil Frey AG höhere Stundenansätze für Servicearbeiten an Hochvoltfahrzeugen verrechnet.

Der Unternehmerpreis 2025 geht an die Heldstab AG aus Davos
Moderatorin Melanie Freymond leitete anschliessend zum Höhepunkt des Anlasses über: der erstmaligen Verleihung des Unternehmerpreises Agrotec Suisse mit dem Fokus Nachfolgeregelung. Nominiert waren die drei Unternehmen Garages des Roc, Diesse, Demagri SA, Démoret, und Heldstab AG, Davos. Als Sieger auf die Bühne gerufen wurde schliesslich Hansruedi, Christian und Heidi Heldstab. Aus den Händen von Agrotec Suisse Präsident Jörg Studer durften die glücklichen Gewinner eine Trophäe und einen Check über CHF 10'000.– entgegennehmen. Jury-Mitglied Christa Anliker erwähnte in ihrer Laudatio neben der gelungenen Nachfolgelösung auch die innovativen Ansätze in der Kommunikation und in der Mitarbeiterführung. Die Heldstab AG ist nach ihren Worten ein leuchtendes Beispiel für die gelungene Verbindung von Innovation und Tradition.

Fazit: Eine rundum gelungene Premiere
In seinem Schlusswort bedankte sich Agrotec Suisse Präsident Jörg Studer bei den Referenten, den Podiumsteilnehmern und der Jury des Unternehmerpreises und bei allen Anwesenden. «Die Welt um uns herum verändert sich schnell, und wir müssen bereit sein, uns stetig weiterzuentwickeln. Das bedeutet, offen zu sein für neue Ansätze, alternative Ideen und manchmal auch für unkonventionelle Lösungen. Nur so können wir unsere starke Position halten und weiter ausbauen.» Mit diesen Worten forderte er die anwesenden Unternehmerinnen und Unternehmer dazu auf, den Wandel aktiv mitzugestalten.

Fazit: Der erste Unternehmertag von Agrotec Suisse war ein voller Erfolg und man freut sich bereits auf die nächste Ausgabe dieses inspirierenden Branchenanlasses!

Impressionen

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