«Ohne Bewegung kein Fortschritt» – Fachpräsidententagung Agrotec Suisse 2023


05.04.23 - Die Fachpräsidenten Agrotec Suisse trafen sich am 31. März im AM Suisse Bildungszentrum in Aarberg zum Informationsaustausch.



Die Fachpräsidenten Agrotec Suisse trafen sich am 31. März im AM Suisse Bildungszentrum in Aarberg zum Informationsaustausch. Ergänzt wurde die Veranstaltung durch das Referat von Christian Hofer, Direktor des Bundesamtes für Landwirtschaft, mit dem Titel «Wohin geht die Reise der Landwirtschaft?».

Jörg Studer, Präsident Agrotec Suisse, begrüsste die Anwesenden mit einem Rückblick auf das vergangene Jahr und den damit verbundenen Herausforderungen, wie zum Beispiel Ungewissheiten, Lieferengpässen und Preiserhöhungen. «Wie jede Krise, hat auch diese ihre positiven Effekte. Die Politik hat die Risiken der globalen Vernetzung und Abhängigkeiten erkannt. Das stärkt unsere produzierende Landwirtschaft und damit den Stellenwert unserer Branche», stellte er fest. Er betonte aber auch: «Ohne Bewegung kein Fortschritt», und meinte damit unter anderem die 5-Jahres-Überprüfung unserer Berufe, oder auch die Arbeiten für die Eidgenössische Prüfung der Hufschmiede. Er wagte auch einen positiven Ausblick in die Zukunft, mit einem neuen LGAV oder der geplanten Erweiterung des BZA.

Bericht der GPK zur Personalsituation Agrotec Suisse
An der Fachverbandsversammlung im Herbst hatte die Geschäftsprüfungskommission GPK AM Suisse den Auftrag erhalten, «die Personalsituation und die Gründe für die Fluktuationen im Fachverband Agrotec Suisse zu analysieren.» Einleitend zum Bericht erinnerte Zentralpräsident Peter Meier an die Verbandsstrukturen und an die damit verbundenen Zuständigkeiten. Insbesondere wies er darauf hin, dass die Personalverantwortung für die Angestellten der Profiorganisation beim Direktor im Dialog mit dem Spartenleiter liegt. Anschliessend stellte Roland Haldimann, Präsident der GPK, den Bericht vor; auf Beschluss der GPK wird dieser nicht schriftlich zugänglich gemacht. Für das weitere Vorgehen hat die GPK festgelegt, dass der Zentralpräsident Peter Meier als neutrale Anlaufstelle für die Fachpräsidenten vom 1. bis 16. April zur Verfügung steht, konkrete Fragen, Kritik und Vorschläge sichtet und an die verantwortlichen Personen weiterleitet. Die Vorschläge werden von den zuständigen Vorständen aufgenommen, allenfalls mit dem Absender geklärt und bestmöglich in einem Massnahmenplan übernommen. Weiter betonte Roland Haldimann die Wichtigkeit, dass der Dialog weitergeführt wird. An der kommenden Fachverbandsversammlung in Locarno wird dementsprechend informiert. 

Zum weiteren Vorgehen ergänzte Andreas Baumgartner, Vize-Präsident Agrotec Suisse, dass in den Diskussionen im Nachgang zur letzten Fachverbandsversammlung die Idee entstand, an der Delegiertenversammlung in Locarno ein Austauschgefäss durchzuführen. Weiter will der Vorstand einen runden Tisch ins Leben rufen, an dem aktuelle Themen aus der Branche diskutiert werden. Er soll jährlich von einem Regionalen Fachverband übernommen werden, mit Start beim Agrotec Aargau.

Gestärkt in die Zukunft
Im Fazit des GPK-Berichts wurde festgehalten, dass ein offenes, unvoreingenommenes und wertschätzendes Aufeinanderzugehen die Grundvoraussetzung für ein konstruktives Miteinander ist. Der Vorstand des Agrotec Suisse unterstützt diese Aussage und erhofft sich, dass sich die regionalen Präsidenten und Delegierten bewusst sind, was erreicht wurde, sich überlegen, was erreicht werden soll und dementsprechend zukunftsorientiert handeln. 

Erweiterung Campus BZA Aarberg
Peter Meier zeigte kurz die Entwicklung der Teilnehmertage im BZA auf. Diese stiegen von 15'598 im Jahr 2014 auf 18'337 im Jahr 2022 an. Die Nachfrage nach dem Aus- und Weiterbildungsangebot steigt weiterhin. Daraus ergibt sich der Bedarf für eine zweckmässige «Erweiterung Campus BZA Aarberg» mit multifunktionalen Räumen, einer Gastroküche, Cafeteria, Gästezimmern, Personalwohnung, Sozialräumen, Fitnessraum und Lagerräumen. Die Kosten werden auf rund 13,7 Millionen Franken geschätzt. Bauherrin ist die Stiftung Bildungszentrum Aarberg, AM Suisse ist Mieter des Gebäudes und Eigentümer des Inventars. Für Peter Meier ist es wichtig, dass die Regionen umfassend über die Erweiterung informiert werden. Aus diesem Grund bittet er die regionalen Präsidenten, an ihren Versammlungen 30 Minuten für die Information durch die verantwortlichen Personen aus dem AM Suisse einzurechnen.

Spartenrechnung 2022
Andreas Baumgartner, Ressortleiter Finanzen, konnte von einem finanziell guten Geschäftsjahr berichten. Der Fachverband erarbeitete einen höheren Gewinn als geplant, vor allem verursacht durch höhere Subventionen für die Durchführung der Berufsprüfung und für die SwissSkills. Der Vorstand Agrotec Suisse hat beschlossen, 250'000 Franken in den «Fonds für Weiterentwicklung Agrotec Suisse» einzulegen. Dieser Fonds ist für die kommende Berufsrevision bestimmt. Nach dieser Einlage bleibt ein Gewinn von 80'440 Franken.

Informationen zu den Wahlen
Bei den Wahlen an der Fachverbandsversammlung vom 23. Juni 2023 geht es um die Wiederwahl der Vorstandsmitglieder Jörg Studer (Präsident), Paul Mooser (Ressort BZA), Pius Buchmann (Ressort Berufsbildung) und Peter Wäfler (Ressort Hufschmiede). 

Zusätzlich konnten zwei weitere Kandidaten gewonnen werden, die sich bereit erklärt haben, in naher Zukunft den Vorstand aufzufrischen. Es sind dies Hansruedi Schär, Baumaschinenmechaniker EFZ und Landmaschinenmechaniker, Inhaber der Schär Landtechnik AG und U. Wyss AG, sowie Jörg Zimmermann, Präsident motorist-ch und Inhaber der Zimmermann AG Motorgeräte und Kommunaltechnik. 

Weiter stellt sich Lukas Grüter, Mitglied der Meisterprüfungskommission MPK seit dem 26. August 2022, zur Wahl als Präsident der MPK. Er wird die Nachfolge von Jörg Studer und Pius Buchmann, die die Kommission interimistisch geführt haben, übernehmen. Der Vorstand Agrotec Suisse empfahl alle Kandidaten für die Wiederwahl.

LGAV 2024 – 2028
Cyrine Zeder, Leiterin Recht/Soziales/Unternehmensführung AM Suisse, stellte die Neuerungen im zukünftigen LGAV vor. Der aktuelle LGAV gilt bis Mitte 2024. Für den neuen Vertrag sind unter anderem die neue Aufteilung der Vollzugskosten- und Weiterbildungsbeiträge, Absenzentschädigungen, die angepasste Formulierung von Überstunden, die Erhöhung der Mittagsentschädigung und des Auslagenersatzes für die Benutzung eines privaten Fahrzeugs, die Kündigung nach der Probezeit, die Anpassung der Mindestlöhne an die Teuerung sowie weitere Änderungen vorgesehen. Die Delegiertenversammlung vom 23. Juni 2023 wird über das Verhandlungsergebnis mit den Sozialpartnern entscheiden.

Informationen aus der Geschäftsstelle
Unter diesem Traktandum stellte sich Damien Jaquet, der neue Projektleiter Technik und Verantwortlicher für die Berufsprüfung, vor. Er ist gelernter Automobilmechatroniker EFZ mit Weiterbildung zum Automobil- und Lastwagendiagnostiker sowie als Erwachsenenbildner. Damien Jaquet hat sich anlässlich der Berufsprüfung bereits in seine neuen Aufgaben eingearbeitet. 

Wirtschaft und Kommunikation
Für den entschuldigten Werner Berger stellte Thomas Teuscher einige Tätigkeiten vor, insbesondere die go4women-Tagung, die LGAV-Seminare und die Mehrwertsteuer-Seminare.

Berufsbildung
Pius Buchmann informierte zu den beiden aktuellsten Themen der Berufsbildung. An der Diagnosetechnikerprüfung nahmen 50 Kandidaten teil, davon 3 aus der Romandie. 39 Kandidaten haben die Prüfung bestanden – Pius Buchmann gratulierte ihnen dazu herzlich und bedankte sich bei allen Beteiligten für ihren grossen Einsatz. 
Zur 5-Jahres-Überprüfung konnte Pius Buchmann berichten, dass die externe Firma eduxept daran ist, die Rückmeldung von 403 Personen auszuwerten. Die Projektgruppe mit ihm (Präsident Berufsbildungskommission BBK), Daniel Grossenbacher (Vertreter Verband der Schweizerischen Baumaschinenwirtschaft VSBM), Thomas Teuscher und Paul Andrist (Vertreter Profiorganisation) wird die Ergebnisse präsentieren und an die KoBeQ sowie die Vorstände des Agrotec Suisse und des VSBM weitergeben

Technik
Jean-Louis Henchoz ging auf das Thema «Gezogene Arbeitsmaschinen» ein. Seit dem Inkrafttreten der «Mother Regulations» müssen Traktoren, welche nach dem 1.1.2019 in Verkehr gesetzt wurden, die Anhängelast an den Unterlenkern im Ausweis eingetragen haben. Ältere Traktoren müssen einen Eintrag in der Betriebsanleitung haben. Da dieses Thema immer wieder Fragen aufwirft, erarbeitet Agrotec Suisse zusammen mit anderen Verbänden ein entsprechendes Merkblatt.

Informationen von den Hufschmieden
Peter Wäfler berichtete über den Stand der Arbeiten für die Eidgenössische Prüfung. Die Unterlagen wurden im Oktober 2022 beim Staatssekretariat für Bildung, Forschung und Innovation SBFI eingereicht, anschliessend wurden dessen Rückmeldungen aufgenommen, bearbeitet und präzisiert. Im Dezember startete die Projektgruppe mit dem Erstellen des Prüfungsdesigns. «Aktuell liegen die Prüfungsordnung und die Wegleitung zur rechtlichen Prüfung beim SBFI», so Peter Wäfler. Das Tempo des Zeitplans bezeichnete er als «Arbeitsgalopp» und er zeigte sich zuversichtlich, dass im Herbst 2023 der Start zum Vorbereitungskurs und im Herbst 2024 die Prüfung für den Orthopädischen Hufschmied mit eidgenössischem Fachausweis erfolgt.

Die Rolle der Landtechnik
Am Nachmittag referierte Christian Hofer, Direktor des Bundesamts für Landwirtschaft BLW, über die Zukunft der Landwirtschaft und die Rolle der Landtechnik aus der Sicht des BLW. Der Landwirtschaft stehen heute modernste Maschinen, Geräte und Technologien zur Verfügung. Die Arbeitsverfahren sind effizienter geworden, schlagkräftige Maschinen mit georeferenzierter Lenkunterstützung und elektronischen Überwachungshilfen erfordern neues Know-how. Ferngesteuerte Maschinen erledigen Arbeiten, Precision Farming, Digitalisierung und selbstlernende Systeme werden immer alltäglicher. Roboter erbringen nicht nur eine höhere Arbeitsleistung, sondern sparen auch bis zu 95 % Chemikalien. Pro Jahr gibt es 1,4 % weniger Landwirtschaftsbetriebe, in 30 Jahren werden 40 % weniger Arbeitskräfte beschäftigt. 

Digitalisierung und Klimawandel erfordern eine breit abgestützte strategische Basis, um Chancen und Herausforderungen gemeinsam anzugehen. Gemäss den Zielen der Klimastrategie erfolgt die landwirtschaftliche Produktion klima- und standortangepasst, trägt mindestens 50 % zum Inlandkonsum bei und berücksichtigt das Produktionspotenzial des Standortes sowie die Tragfähigkeit der Ökosysteme. Die Bevölkerung ernährt sich gesund, ausgewogen, umwelt- und ressourcenschonend. Der Konsum entspricht den Empfehlungen der Lebensmittelpyramide und der Treibhausgas-Fussabdruck der Ernährung pro Kopf ist gegenüber 2020 um mindestens zwei Drittel reduziert.
Die Landwirtschaft ist klimafreundlich. Die Treibhausgas-Emissionen der Landwirtschaft im Inland reduzieren sich um mindestens 40% gegenüber 1990. Dabei spielt die Landtechnik eine wichtige Rolle. Christian Hofers Fazit:

  • Die Landtechnikbranche ist ein zentraler Partner für eine produktive Landwirtschaft,
  • sie fördert die Innovation und hilft, Zielkonflikte zu lösen,
  • sie hilft, die Ernährungssicherheit und Ressourceneffizienz zu stärken.

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